#8
"Okay. Ich nehme vor allem kleine, nicht nummerierte Scheine, bestenfalls welche, die nicht in einem Bankraub erbeutet wurden..." Das Grinsen, welches seine Worte begleitete, ließ Elaine ganz automatisch ebenfalls schmunzeln. Gut nur, dass er Humor hatte, denn ihr war mittlerweile selbst sehr deutlich klar geworden, dass sie einmal mehr nicht unbedingt mit sortiertem Auftreten glänzte, sondern viel mehr etwas…verwirrt wirken musste. „Das trifft sich nur allzu ungünstig. Ich hatte eigentlich an einen der Leinensäcke gedacht. Die mit dem großen Dollarzeichen vorne drauf. Um den alten Filmen Tribut zu zollen, wissen Sie?“, lautete die Antwort, bei welcher sie nun selbst ein wenig grinste, weil sie sich ehrlich darüber freute, dass er Spaß zu verstehen schien. Das änderte nun wirklich nichts an der seltsamen Situation, in der sie sich befanden, aber…an der änderte man nun eh nichts mehr. Dann konnte man sie auch ruhig nehmen, wie sie war. Hätte sie jedoch geahnt, dass er davon ausging, dass es einfach nur nicht ihr Tag war, dann wäre aus dem aufgeschlossenen und fröhlichen Grinsen wahrscheinlich ein herzhaftes Lachen geworden, denn diese Begegnung erschien für sie zwar amüsant und sicher nicht vollkommen normal, aber eigentlich war sie das. Zumindest für Elaine, denn durch seltsame Fügungen des Schicksals fand sie sich immer wieder in genau solchen wieder. Ganz so als hätte es sich das Leben zur Aufgabe gemacht sie immer wieder vor neue Herausforderungen zu stellen. Oder als wolle es austesten, wie weit es wohl gehen konnte. Aber da hatte das Leben die Rechnung ohne Elaine gemacht, die sich nicht nur daran gewöhnt hatte, sondern nach all den Jahren selbst immer öfter nur darüber lachen konnte, was so geschah.

Aufmerksam und nicht minder gespannt, beobachtete sie anschließend, wie er sich behutsam zu Oreo beugte und die eigenwillige Katze, die Elaine nicht nur sprichwörtlich aus einer misslichen Lage gefischt hatte, auf seinen Arm hob. Für einen Moment hielt Elaine dabei sogar den Atem an, denn obwohl sie wusste, dass es noch sehr viel spannender geworden wäre, wenn eine Frau versucht hätte das fast vollständig fellfreie Etwas anzuheben, bestand dennoch die Chance, dass Oreo andere Pläne hatte als der Unbekannte und Elaine. Beinahe erleichtert stieß Elaine deswegen Luft aus ihrer Lunge aus, als die Katze vorerst gebändigt erschien. Nun blieb nur zu hoffen, dass er mit dem fehlenden Fell zurechtkam, denn in vielen Fällen sorgte das nicht nur für argwöhnische Blicke, sondern auch gleich noch für blöde oder ganz unfreundliche Kommentare. Nicht, dass Oreo diese verstehen würde, aber…Elaine stießen sie dennoch unangenehm auf.

„Ich kann versichern, dass in dem Haus nichts passiert. Es hätte höchstens passieren können, dass Ms. Thompson Sie direkt nach drinnen eingeladen hätte, um Ihnen Kaffee und Kuchen zu servieren. Und wenn sie jetzt denken, dass man an der Stelle auch einfach ablehnen kann, dann haben Sie sich geirrt. Ich wohne hier schon eine Weile und musste diese Erfahrung bereits viermal machen. Man schafft es einfach nicht drum herumzukommen. Keine Ahnung, wie sie das macht.“, berichtete Elaine, wobei ihr Blick immer mal wieder kurz zu Oreo wanderte, um sicherzugehen, dass sie nicht doch noch ein Komplott plante und binnen weniger Sekunden die Krallen ausfahren würde, um wieder flüchten zu können.

"Eigentlich wollte ich Ihnen nur ihren Geldbeutel zurückbringen. Daher auch die Adresse und alles. Ich dachte, bevor sie all ihre Papiere neu beantragen müssen..." Augenblicklich fokussierte sich Elaines Blick bei diesen Worten auf Brian. Die Augenbrauen huschten zu einem überraschten Ausdruck nach oben, während ihre Mundwinkel sich abermals deutlich hoben und die Stirn die Falten langsam wieder verlor, als die Augenbrauen sich entspannten. „Das ist ja hervorragend!“, stieß sie vergnügt aus, wobei man ihrem ganzen Körper ansehen konnte, dass sie nicht nur erleichtert, sondern auch ganz aus dem Häuschen war. „Ja, also…und wo haben Sie ihn gefunden? Oder wann? Also…um Himmels Willen! Das ist grandios!“, stellte sie erneut mit ein paar Umwegen fest und lachte im Anschluss leise, ohne ihm eine wirkliche Chance zum Antworten zu lassen. „Oder, wie wäre es, wenn Sie mir die Katze geben und wir nach oben geben? Nicht nur, weil Ms. Thompson manchmal sehr hellhörig ist und vielleicht noch Kaffee kocht, sondern auch, weil die Chance steigt, dass Oreo erneut die Flucht versucht je länger wir hier stehen. Ich glaube sie ist im Moment in ihrer Teenie-Phase und testet ihre Grenzen. Anders kann ich mir das nicht erklären. Die Flucht war nämlich noch nicht immer so interessant wie im Moment.“, plapperte sie direkt ohne Umschweife weiter, schaffte es aber dann glücklicherweise sich zu bremsen, um Brian die Gelegenheit zu geben, seine Meinung vielleicht auch noch loswerden zu können.
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